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Wir gehen nach drüben. DDR-Flüchtlinge in der Bundesrepublik

Wir gehen nach drüben. DDR-Flüchtlinge in der Bundesrepublik

33m 21s

"Rüber machen" von Ost- nach Westdeutschland, das war ein Massenphänomen. Bis zu vier Millionen Menschen machten sich auf den Weg, die meisten vor dem Mauerbau 1961. Zunächst bekam ein großer Teil von ihnen keine Anerkennung als politisch Verfolgte und musste sich in der Bundesrepublik ohne Unterstützung durchschlagen. Sie galten als sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge. Als im wirtschaftlichen Aufschwung Arbeitskräftemangel einsetzte, wurden DDR-Flüchtlinge dann allerdings zu begehrten Fachkräften. Schließlich wurden politische Häftlinge von der Bundesrepublik gegen hohe Devisenzahlungen sogar freigekauft. Der Historiker Helge Heidemeyer benennt im historycast drei Gründe für Fluchtbewegungen nach Deutschland, die bis heute wichtig seien: "Dass seit nunmehr 75 Jahren...

Wer muss raus, wer darf rein? Geschichte der deutschen Staatsbürgerschaft

Wer muss raus, wer darf rein? Geschichte der deutschen Staatsbürgerschaft

37m 58s

1912 reiste der Schriftsteller Stefan Zweig in die USA und erinnerte sich später: "Niemand fragte mich nach meiner Nationalität, meiner Religion, meiner Herkunft. Und ich war ja, fantastisch für unsere heutige Welt der Fingerabdrücke, Visen und Polizeinachweise, ohne Pass gereist." Tatsächlich
ist der Pass eine junge Erfindung. Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Passwesen international standardisiert. Das heißt nicht, dass vorher nach Deutschland einreisen durfte, wer wollte – und bleiben schon gar nicht. Vor allem Polen und Juden waren in den vielen kleinen deutschen Staaten wenig gelitten, sagt Dieter Gosewinkel. Ein einheitliches Reichs- und Staatsangehörigkeitsrecht für alle Deutschen wurde...

Fußball mit Vielfalt. Migration im Sport

Fußball mit Vielfalt. Migration im Sport

32m 25s

Entscheidend ist auf´m Platz. Beim Fußball entscheidet Können - und nicht Herkunft. Die besten Talente werden zu Superstars, egal welche Hautfarbe oder welchen Pass sie haben. Der Fußball-Historiker Dietrich Schulze-Marmeling berichtet im historycast allerdings auch, dass es in Deutschland lange anders war. Selbst Franz Beckenbauer durfte an einer Weltmeisterschaft nicht teilnehmen, weil er für einen US-amerikanischen Verein spielte. Günter Netzer ging zu Real Madrid. Solche "Vaterlandsverräter" wurden als Legionäre beschimpft, die sich für Geld verkaufen. Und wer anders war, hatte es in der Bundesrepublik schwer. Erwin Kostedde von Borussia Dortmund hatte einen deutschen Pass, aber eine dunkle Haut. Er musste...

Willkommen in Weimar? Migration in der ersten deutschen Demokratie

Willkommen in Weimar? Migration in der ersten deutschen Demokratie

34m 51s

Die „Völkerwanderung“ nach Ende des Ersten Weltkriegs – Waren die Menschen willkommen in der ersten deutschen Demokratie? Heimkehrende Soldaten und Umsiedler*innen aus den abgetretenen Reichsgebieten – notgedrungen, sagt der Migrationsforscher Jochen Oltmer. Weil sie Deutsche oder so genannte „Deutschstämmige“ waren. Russische Revolutions- und Bürgerkriegsflüchtlinge sowie Juden aus Osteuropa – eher nicht. Saisonale Arbeitsmigrant*innen wurden geduldet, eine Chance auf den deutschen Pass hatten sie nicht. Almut Finck spricht mit Jochen Oltmer über Migration in der jungen Weimarer Republik, über Lager, die sich gar nicht so sehr von denen für Geflüchtete heute unterschieden, über ausländerfeindliche Denkmuster, die im gesellschaftlichen Alltag und in...

Schtetl-Welten. Alltag, Pogrome, Vertreibung

Schtetl-Welten. Alltag, Pogrome, Vertreibung

37m 54s

75 Prozent aller Juden weltweit - rund 8 Millionen - lebten zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Ostmitteleuropa. Nicht alle, aber sehr viele in einem der zahllosen kleinen Städtchen – einem Schtetl – in Gebieten des heutigen Polen, der Ukraine und Belarus', auch im Zarenreich und in Galizien. Schtetl, sagt die Historikerin Monica Rüthers, waren aber nie rein jüdische, sondern multikulturelle Orte des Neben- und manchmal Miteinanders von Juden und Christen, manchmal auch des Gegeneinanders – bis hin zu Pogromen an der jüdischen Bevölkerung. Im historycast erzählt Monica Rüthers von der religiösen und sprachlichen Vielfalt und vom Alltag jüdischen Lebens...

Linker Antisemitismus

Linker Antisemitismus

39m 26s

Gibt es linken Antisemitismus? Ja, sagt Klaus Holz. Weder bei Marx und Lenin, nie bei den deutschen Sozialdemokraten. Aber bei Stalin und im sogenannten real existierenden Sozialismus. Bei linken Splittergruppen der 68er Bewegung und heute, so Holz, bei Unterstützern von Terrororganisationen wie der Hamas in der aktuellen Gewalt-Eskalation im Nahen Osten. "Mit einfachen Schemata von Gut und Böse wird man diesem Konflikt nicht gerecht. In dem Fall ist die israelische Regierungspolitik wirklich kritik- und verurteilenswert. Aber das ist kein Argument, sich in irgendeiner Weise mit Organisationen wie der Hamas zu solidarisieren".

Antijudaismus im Christentum

Antijudaismus im Christentum

51m 5s

Der moderne Antisemitismus ist undenkbar ohne die 2000jährige Geschichte christlicher Judenfeindschaft. Allerdings, so Hubert Wolf, gab es Hass und Hetze gegen Juden schon lange, bevor es das Christentum gab, schon bei den Ägyptern, den Persern und Griechen. Ein spezifisch christlicher Antijudaismus entstand aus den frühen, noch innerjüdischen Auseinandersetzungen um die neue Lehre des Juden Jesus von Nazareth. Damals kamen bis heute bekannte Topoi und Stereotype auf, allen voran der Vorwurf des Gottesmordes. Wolf beleuchtet Ursprünge und skizziert Motive des Antijudaismus von den Kirchenvätern bis ins 20. Jahrhundert, in theologischen Diskussionen und in der Volksfrömmigkeit. Der katholische Theologe und Kenner der...

Juden im Deutschen Kaiserreich

Juden im Deutschen Kaiserreich

34m 52s

War das 19. Jahrhundert ein goldenes Zeitalter für Juden in Deutschland? Das kommt auf die Perspektive an. Gemessen an den Pogromen in Osteuropa, dem Judenhass in Österreich und Frankreich: Ja. Allerdings, so Till van Rahden, gab es die ersten antisemitischen Hetzer und Gruppen im Kaiserreich - und eine unsichtbare Mauer: "Die Gründung des Kaiserreichs bündelt im Grunde genommen die letzten rechtlichen Schritte hin zur rechtlichen Gleichstellung. Das Problem ist aber, dass auf dem Papier die Gleichberechtigung vollendet war, und gleichzeitig aber in der Lebensrealität vieler deutscher Juden die Erfahrung war, dass sie doch nur so etwas waren wie Staatsbürger zweiter...

Holocaust - Alles erforscht?

Holocaust - Alles erforscht?

41m 7s

In den ersten Nachkriegsjahrzehnten galt: Der Holocaust mit 6,5 Millionen ermordeten Juden war das Werk Hitlers und einer kleinen Gruppe von NS-Verbrechern. Die Mehrheit der Deutschen wähnte sich unschuldig, oft gar selbst als Opfer. Diese Vorstellung hat sich grundlegend gewandelt. Frank Bajohr skizziert den Weg von der Vergessens- und Verdrängungspolitik der frühen Bundesrepublik hin zu einer differenzierten Aufarbeitung der Vergangenheit seit etwa den 1990er Jahren. Geschichtswissenschaft und Erinnerungspolitik, so Bajohr, operieren heute mit einem erweiterten Täterbegriff und betrachten die Grenzen zwischen Tätern, Opfern und Zuschauern als fließend. Zu neuen Erkenntnissen gelangten Historiker*innen in den letzten Jahren zudem durch die Öffnung...

Juden, Armenier, Tutsi. War der Holocaust singulär?

Juden, Armenier, Tutsi. War der Holocaust singulär?

34m 10s

War der Holocaust einmalig oder kann man ihn mit den Genoziden an Armeniern oder den Tutsi in Ruanda vergleichen? Kristin Platt vertritt dazu diese These: "Eigentlich ist immer verglichen worden in der Holocaust-Forschung. Sonst könnten wir die Besonderheit eines Ereignisses gar nicht klären, wenn es nicht vergleichende Argumentation gibt. Aber Vergleichen macht eben nicht vergleichbar." In dem Gespräch diskutieren Kristin Platt und Heiner Wember den aktuellen Forschungsstand und die Kontroversen um eine Vergleichbarkeit der drei Völkermorde.