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Schtetl-Welten. Alltag, Pogrome, Vertreibung

Schtetl-Welten. Alltag, Pogrome, Vertreibung

37m 54s

75 Prozent aller Juden weltweit - rund 8 Millionen - lebten zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Ostmitteleuropa. Nicht alle, aber sehr viele in einem der zahllosen kleinen Städtchen – einem Schtetl – in Gebieten des heutigen Polen, der Ukraine und Belarus', auch im Zarenreich und in Galizien. Schtetl, sagt die Historikerin Monica Rüthers, waren aber nie rein jüdische, sondern multikulturelle Orte des Neben- und manchmal Miteinanders von Juden und Christen, manchmal auch des Gegeneinanders – bis hin zu Pogromen an der jüdischen Bevölkerung. Im historycast erzählt Monica Rüthers von der religiösen und sprachlichen Vielfalt und vom Alltag jüdischen Lebens...

Linker Antisemitismus

Linker Antisemitismus

39m 26s

Gibt es linken Antisemitismus? Ja, sagt Klaus Holz. Weder bei Marx und Lenin, nie bei den deutschen Sozialdemokraten. Aber bei Stalin und im sogenannten real existierenden Sozialismus. Bei linken Splittergruppen der 68er Bewegung und heute, so Holz, bei Unterstützern von Terrororganisationen wie der Hamas in der aktuellen Gewalt-Eskalation im Nahen Osten. "Mit einfachen Schemata von Gut und Böse wird man diesem Konflikt nicht gerecht. In dem Fall ist die israelische Regierungspolitik wirklich kritik- und verurteilenswert. Aber das ist kein Argument, sich in irgendeiner Weise mit Organisationen wie der Hamas zu solidarisieren".

Antijudaismus im Christentum

Antijudaismus im Christentum

51m 5s

Der moderne Antisemitismus ist undenkbar ohne die 2000jährige Geschichte christlicher Judenfeindschaft. Allerdings, so Hubert Wolf, gab es Hass und Hetze gegen Juden schon lange, bevor es das Christentum gab, schon bei den Ägyptern, den Persern und Griechen. Ein spezifisch christlicher Antijudaismus entstand aus den frühen, noch innerjüdischen Auseinandersetzungen um die neue Lehre des Juden Jesus von Nazareth. Damals kamen bis heute bekannte Topoi und Stereotype auf, allen voran der Vorwurf des Gottesmordes. Wolf beleuchtet Ursprünge und skizziert Motive des Antijudaismus von den Kirchenvätern bis ins 20. Jahrhundert, in theologischen Diskussionen und in der Volksfrömmigkeit. Der katholische Theologe und Kenner der...

Juden im Deutschen Kaiserreich

Juden im Deutschen Kaiserreich

34m 52s

War das 19. Jahrhundert ein goldenes Zeitalter für Juden in Deutschland? Das kommt auf die Perspektive an. Gemessen an den Pogromen in Osteuropa, dem Judenhass in Österreich und Frankreich: Ja. Allerdings, so Till van Rahden, gab es die ersten antisemitischen Hetzer und Gruppen im Kaiserreich - und eine unsichtbare Mauer: "Die Gründung des Kaiserreichs bündelt im Grunde genommen die letzten rechtlichen Schritte hin zur rechtlichen Gleichstellung. Das Problem ist aber, dass auf dem Papier die Gleichberechtigung vollendet war, und gleichzeitig aber in der Lebensrealität vieler deutscher Juden die Erfahrung war, dass sie doch nur so etwas waren wie Staatsbürger zweiter...

Holocaust - Alles erforscht?

Holocaust - Alles erforscht?

41m 7s

In den ersten Nachkriegsjahrzehnten galt: Der Holocaust mit 6,5 Millionen ermordeten Juden war das Werk Hitlers und einer kleinen Gruppe von NS-Verbrechern. Die Mehrheit der Deutschen wähnte sich unschuldig, oft gar selbst als Opfer. Diese Vorstellung hat sich grundlegend gewandelt. Frank Bajohr skizziert den Weg von der Vergessens- und Verdrängungspolitik der frühen Bundesrepublik hin zu einer differenzierten Aufarbeitung der Vergangenheit seit etwa den 1990er Jahren. Geschichtswissenschaft und Erinnerungspolitik, so Bajohr, operieren heute mit einem erweiterten Täterbegriff und betrachten die Grenzen zwischen Tätern, Opfern und Zuschauern als fließend. Zu neuen Erkenntnissen gelangten Historiker*innen in den letzten Jahren zudem durch die Öffnung...

Juden, Armenier, Tutsi. War der Holocaust singulär?

Juden, Armenier, Tutsi. War der Holocaust singulär?

34m 10s

War der Holocaust einmalig oder kann man ihn mit den Genoziden an Armeniern oder den Tutsi in Ruanda vergleichen? Kristin Platt vertritt dazu diese These: "Eigentlich ist immer verglichen worden in der Holocaust-Forschung. Sonst könnten wir die Besonderheit eines Ereignisses gar nicht klären, wenn es nicht vergleichende Argumentation gibt. Aber Vergleichen macht eben nicht vergleichbar." In dem Gespräch diskutieren Kristin Platt und Heiner Wember den aktuellen Forschungsstand und die Kontroversen um eine Vergleichbarkeit der drei Völkermorde.

Braune Hetze auf arabisch. NS-Radiopropaganda im Nahen Osten

Braune Hetze auf arabisch. NS-Radiopropaganda im Nahen Osten

37m 55s

Zwischen 1939 und 1945 sendeten die Nazis über ihren Kurzwellensender judenfeindliche Hasspropaganda in muslimisch geprägte Länder, vor allem im Nahen Osten. So wurde eine antisemitische Ideologie in Regionen exportiert, die es zuvor in dieser Radikalität dort nicht gab. Matthias Küntzel argumentiert, dass durch die sechs Jahre lange und tägliche Bombardierung mit brauner Hetze ein bis heute virulenter Judenhass entstand, wie er sich zuletzt in den Massakern der Hamas am 7. Oktober 2023 entlud.

Jüdisches Leben im Mittelalter

Jüdisches Leben im Mittelalter

32m 53s

Antijudaismus gab es im Mittelalter auch in Gegenden ohne Juden. Diese These vertritt die Historikerin Cordelia Heß in der neuen Ausgabe des historycast zu Jüdischem Leben im Mittelalter. Zwar gab es auch friedliche und fruchtbare Zeiten für Juden im mittelalterlichen Europa. Aber tiefsitzende Klischees von Juden als „Christusmörder“ führten dazu, dass sie in Krisensituationen extrem verfolgt wurden, zum Beispiel während der Kreuzzüge oder der großen Pestwelle von 1347.

Israel. Zionistischer Traum, politische Realität

Israel. Zionistischer Traum, politische Realität

44m 12s

Michael Brenner schildert die Entstehung des Zionismus im 19. Jahrhundert als Reaktion auf osteuropäische Pogrome und einen wachsenden rassisch begründeten Antisemitismus in West-Europa. Er beschreibt, wie unter Theodor Herzls Führung die Vision eines sicheren jüdischen Zufluchtsorts entstand, die 1948 mit der Gründung Israels Realität wurde. Brenner beleuchtet die Vorgeschichte und den Verlauf des Nahostkonflikts. Er plädiert für eine Zwei-Staaten-Lösung und betont, wie wichtig es für einen dauerhaften Frieden sei, auch die je unterschiedlichen historischen Narrative von Israelis und Palästinensern anzuerkennen.

Fortschrittsgeschichten. Judentum in der Zeit der Aufklärung

Fortschrittsgeschichten. Judentum in der Zeit der Aufklärung

35m 32s

Barbara Stollberg-Rilinger betont, dass Aufklärung in der Frühen Neuzeit noch lange nicht hieß, dass man Juden als gleichwertig in ihrer Kultur und in ihrer Sprache betrachtet habe. „Die Aufklärer waren ja eine Elite aus Adel und Bürgertum, und die Vorstellung war, dass man die Menschen erziehen müsse, wie man Kinder erziehen muss, und so muss man eben auch die Juden erziehen.“ Stollberg-Rilinger beschreibt außerdem den extremen katholischen Antijudaismus von Kaiserin Maria-Theresia, die aus religiösen Gründen die böhmischen Juden vertreiben ließ, was zu unermesslichem Leid der Betroffenen, aber auch zu einer wirtschaftlichen Katastrophe für die jeweiligen Gebiete führte.