Hexenverfolgung
Shownotes
Hexerei haben Menschen schon immer betrieben, sagt Rita Voltmer, sowohl Glückszauber als auch schwarze Magie. Aber erst mit den Krisen und Kriegen der Frühen Neuzeit kam es in vielen katholischen und protestantischen Territorien des Reichs zu Massen- oder Kettenprozessen gegen vermeintliche Hexen. Ihnen wurde unterstellt, sich mit anderen Hexen und dem Teufel verbündet zu haben. Es waren mehrheitlich, aber längst nicht nur Frauen, und zwar aus fast allen Schichten, die angeklagt und meist grausam gefoltert und getötet wurden. Die oft genannte Zahl 9 Millionen ist allerdings ein Mythos. Realistische Schätzungen gehen von europaweit 50.000 bis 60.000 Hingerichteten aus.
PD Dr. Rita Voltmer ist Historikerin der Frühen Neuzeit und eine der führenden Expertinnen auf dem Gebiet der modernen Hexen-Forschung. Sie lehrt und forscht an der Universität Trier.
Dr. Almut Finck ist Radiojournalistin und Kulturwissenschaftlerin aus Berlin.
Die didaktischen Materialien finden Sie hier: [https://www.historycast.de/]
Staffel 2, Folge 8 des historycast - was war, was wird? des Verbandes der Geschichtslehrerinnen und -lehrer Deutschlands e. V. [http://geschichtslehrerverband.de]
Gefördert wird das Projekt durch die Bundesbeauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
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Was war - was wird
Der Historycast des Verbandes der Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrer Deutschlands
Staffel 2: Zauber, Kult, Verschwörungsdenken: Zur Geschichte der „Unvernunft“
Folge 8: Hexenverfolgung
Folge 8: Almut Finck im Gespräch mit Rita Voltmer
FINCK: Heute geht es im Historycast – nicht um Hexerei, die gab und gibt es nicht. Sondern um die Verfolgung und Hinrichtung angeblicher Hexen in der Frühen Neuzeit. Zwar haben die Menschen Magie zu allen Zeiten und, soweit man weiß, in allen Kulturen betrieben. Um Krankheiten zu heilen, Unglück abzuwenden, die Zukunft vorauszusagen oder auch, so glaubte man, anderen Schaden zuzufügen. Doch erst, grob gesagt, mit Beginn des 15. Jahrhunderts, vermehrt dann im 16. und 17., wurde Hexerei dämonisiert und zu einem Verbrechen. Plötzlich wurde die Nachbarin beschuldigt, wenn die Milch sauer wurde oder das neugeborene Kalb zwei Köpfe besaß. Vor allem aber, und das ist, glaube ich wichtig, nicht nur sie alleine. Sie wurde verdächtigt, im Bund mit einer ganzen Hexensekte zu stehen – und dem Teufel. Nicht flächendeckend, aber doch in vielen Regionen Europas kam es nun zu Massen- oder Kettenprozessen gegen vermeintliche Hexenbanden. Die soziale Destabilisierung dadurch konnte verheerend sein, wie man sieht an einem kleinen Dorf in der Eifel, wo innerhalb von wenigen Jahren aus 50 bis 60 Haushalten (1:37) 60 Erwachsene hingerichtet wurden, wegen angeblicher Hexerei. Frau Voltmer, was war da passiert? Wie hatten sich die Zeiten, wie hatte sich die Gesellschaft verändert, damit so etwas geschehen konnte?
VOLTMER: Wir müssen von einem langsamen Prozess ausgehen, der vielleicht ausgelöst worden ist durch das, was man allgemein als Krisen bezeichnet. Wetterkatastrophen, Ernteausfälle, ein vermehrtes Sterben bei Mensch und Vieh, Krankheiten, Seuchen. Alles dies führte zu einer tiefen Verunsicherung. Und hinzu kamen auch noch religiöse Verunsicherungen, seit der Reformation zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Das Eifeldorf, das Sie gerade erwähnt haben, steht eigentlich exemplarisch für viele Dörfer und Herrschaftsbezirke in dieser Region oder sogar im ganzen Westen des Reiches, wo wir ja eine stark fragmentierte Herrschaft haben. Kleine Herrschaften, kleine Dörfer, meistens wirtschaftlich abhängig von Vieh oder von Sonderkulturen. Und hier treffen halt diese Krisenerscheinungen auf Dorfgemeinden, die sehr anfällig sind, wenn es um Existenzkrisen gerade in dem Bereich geht. Und dazu kommt natürlich, dass auch schon der Glaube an diese Hexensekte, die sie am Anfang erwähnt haben, relativ weitverbreitet ist. In dem Dorf, von dem Sie sprechen …
VOLTMER: Sagen Sie mal den Namen dieses Dorfes?
VOLTMER: Schmidtheim in der Eifel, das rund 50 Haushalte hat und in dem 1630, 1631, 1633 rund 60 erwachsene Personen hingerichtet worden sind, als vermeintliche Hexer. Das ist in der großen sogenannten zweiten Welle der Hexenverfolgung. Die erste große Welle setzte ja ein Ende des 16. Jahrhunderts. Und dann kommt es zu einem weiteren großen Höhepunkt, ungefähr zwischen 1620, 1650, und dann vielleicht noch zu einzelnen Verfahren, die sich dann ziehen noch bis Ende des 17. Jahrhunderts. Und dann haben wir schließlich auch noch eine ganze Reihe von Verfahren im 18 Jahrhundert, sogar noch Lynchmorde und bis ins 20. Jahrhundert hinein.
Rita Voltmer ist Historikerin der Frühen Neuzeit und eine der führenden Expertinnen auf dem Gebiet der modernen Hexen-Forschung. Sie lehrt und forscht an der Universität Trier. Frau Voltmer, was Sie gerade angesprochen haben: Dass die Verfolgung von Hexerei vor allem mit einer Umbruchs- und einer Krisensituation zu tun hat. Also, die Welt verändert sich, Reformation, Kleine Eiszeit, Naturkatastrophen – Das erklärt, warum. Aber ist das hinreichend, warum die Menschen das plötzlich glaubten und so verfolgten auch?
Rita Voltmer ist Historikerin der Frühen Neuzeit und eine der führenden Expertinnen auf dem Gebiet der modernen Hexen-Forschung. Sie lehrt und forscht an der Universität Trier. Frau Voltmer, was Sie gerade angesprochen haben: Das, was so allgemein als Krisensituationen bezeichnet wird, ist ja etwas, was den Hintergrund bildet, was aber ganz sicher nicht der allein auslösende Faktor des Ganzen ist. Damit es wirklich zu Kettenprozessen kommt, jenseits von Einzelverfahren oder Verfahren, die nur zwei oder drei Personen betreffen, da müssen doch schon mehr Faktoren hinzukommen. Bereits erwähnt habe ich diese sogenannten dämonologischen Vorstellungen, also die Vorstellung, dass der Teufel eine materielle Gestalt annehmen kann, dass er Adepten, Anhänger sucht, die er zu einem Paktschluss überredet, verführt, dass sich daraus eine Bande von Hexenketzern bildet, die in einer geheimen Verschwörung planen, die Schöpfung zu vernichten und möglichst viele Seelen Gott abtrünnig zu machen und dem Teufel zuzuführen.
Rita Voltmer ist Historikerin der Frühen Neuzeit und eine der führenden Expertinnen auf dem Gebiet der modernen Hexen-Forschung. Sie lehrt und forscht an der Universität Trier. Frau Voltmer, was Sie gerade angesprochen haben: Sind das Vorstellungen, die nur im Christentum dann denkbar waren und verbreitet wurden?
Rita Voltmer ist Historikerin der Frühen Neuzeit und eine der führenden Expertinnen auf dem Gebiet der modernen Hexen-Forschung. Sie lehrt und forscht an der Universität Trier. Frau Voltmer, was Sie gerade angesprochen haben: Also, die Vorstellung vom Teufelspakt ist etwas, was im Christentum entwickelt wird. Wir haben solche Vorstellungen schon bei Augustinus
Rita Voltmer ist Historikerin der Frühen Neuzeit und eine der führenden Expertinnen auf dem Gebiet der modernen Hexen-Forschung. Sie lehrt und forscht an der Universität Trier. Frau Voltmer, was Sie gerade angesprochen haben: Also ganz früh, fünftes …
Rita Voltmer ist Historikerin der Frühen Neuzeit und eine der führenden Expertinnen auf dem Gebiet der modernen Hexen-Forschung. Sie lehrt und forscht an der Universität Trier. Frau Voltmer, was Sie gerade angesprochen haben: Ja, schon ganz früh kommen diese Vorstellungen auf, werden dann ausgearbeitet in der Scholastik. Thomas von Aquin wäre hier zu nennen. Dann müssen aber auch noch andere Vorstellungen hinzukommen, wie diese Imagination einer im Geheimen arbeitenden Sekte, die sich im Verborgenen trifft und heimliche Zauber und Schädigungen ausheckt. Und das wird insbesondere beeinflusst durch die mittelalterlichen Ketzerverfolgungen. Hier finden wir schon die Vorstellungen von im Geheimen stattfindenden Verschwörungen. Mit Pakt und auch mit der Bandenvorstellung verbindet sich die Vorstellung, dass sich diese Hexensekte auf einem sogenannten Hexensabbat trifft, bis zu tausende von Mitgliedern, die sich dann miteinander verschwören, den Teufel anbeten und entsprechende Wetterzauber, Erntezauber aushecken. Und damit diese vermeintlichen Hexen und Hexenmeister zu diesen geheimen Verschwörungen reisen können, stellt man sich auch vor, dass diese Personen fliegen können, mithilfe des Teufels, unter der Benutzung von Besen, Stecken, Böcken, Hunden, Kutschen und was man sich immer noch so vorgestellt hat.
Rita Voltmer ist Historikerin der Frühen Neuzeit und eine der führenden Expertinnen auf dem Gebiet der modernen Hexen-Forschung. Sie lehrt und forscht an der Universität Trier. Frau Voltmer, was Sie gerade angesprochen haben: Daher kommt die Vorstellung „fliegen“. Weil sie sich ja treffen mussten. Und wie kommt man dahin? Es gab noch kein Auto …
Der Flug ist deshalb wichtig, weil man sich allgemein vorstellte, oder weil die Dämonologen sich vorstellten: Diese Massen an vermeintlichen Hexen und Hexenmeistern müssen sich an einem verborgenen Ort treffen, wo sie unbeobachtet agieren können. Meistens stellte man sich diese Orte entweder tief im Wald oder auf einer Bergeshöhe vor. Und um von A nach B zu kommen und um das auch schnell zu bewerkstelligen, war eben auch der Flug vonnöten. Nun ist der Flug auch in der damaligen Zeit als unmöglich gedacht worden. Er kann also nur mit dämonischer Hilfe durchgeführt werden.
Der Flug ist deshalb wichtig, weil man sich allgemein vorstellte, oder weil die Dämonologen sich vorstellten: Und warum ein Besen?
Der Flug ist deshalb wichtig, weil man sich allgemein vorstellte, oder weil die Dämonologen sich vorstellten: Der Besen ist ein allgemeiner, alltäglicher Gegenstand, den die oder der Hexer schnell zur Hand hat.
Der Flug ist deshalb wichtig, weil man sich allgemein vorstellte, oder weil die Dämonologen sich vorstellten: Den hat jeder.
Der Flug ist deshalb wichtig, weil man sich allgemein vorstellte, oder weil die Dämonologen sich vorstellten: Es muss sich ja um einen alltäglichen Gegenstand handeln, den man einsalbt und auf den man sich dann rittlings setzt und mit dem angeblich durch die Luft gefahren wird. Diese Vorstellungen sind aber regional auch sehr unterschiedlich. Und vielleicht sollte man auch schon an dieser Stelle sagen, Vorstellungen vom Hexenflug und vom Hexensabbat, diesem 100-köpfigen Treffen angeblicher Hexen, ist etwas, was hauptsächlich in der katholischen Welt verbreitet ist. Protestantische Theologen waren von Hexensabbat und Hexenflug nicht so sehr überzeugt.
Der Flug ist deshalb wichtig, weil man sich allgemein vorstellte, oder weil die Dämonologen sich vorstellten: Jetzt haben Sie einen wichtigen Punkt angesprochen, der auch ein Streitpunkt ist unter Historikern, die zur Geschichte der Hexenverfolgung forschen. Wie sehr war die katholische Kirche, waren katholische Amtsträger beteiligt? Fand Hexenverfolgung in protestantischen Regionen weniger statt? Oder ist das auch ein falsches Narrativ?
Katholische Theologen waren ebenso wie katholische Juristen zum Ende des 15. daran beteiligt, diese einzelnen Bestandteile des Hexerei-Delikts zu definieren und zusammenzuführen. Inquisitoren, wandernde Inquisitoren, hatten ja auch schon Ketzerei-Verfahren geführt und brachten diese Erfahrungen mit ein. Aber wir haben auch schon im 15. Jahrhundert Verfahren und Prozessserien, die rein vor weltlichen Gerichten geführt werden. Also, wir können schon im 15. Jahrhundert sagen, es ist nicht allein eine Sache der katholischen Kirche, Hexen zu verfolgen. Was einem dann gleich einfällt, ist der sogenannte Hexenhammer, verfasst von Heinrich Institores, der ja 1486/87 gedruckt wird und eine relativ breite Rezeption erfährt, der auch gerne angeführt wird als das Hauptwerk, das zu den Hexenverfolgungen geführt hat. Auch hier ist die Forschung mittlerweile weiter und ist der Meinung, dass zunächst einmal der Hexenhammer, der rein in Latein verfasst war, nicht die durchschlagende Wirkung entfaltet hat, wie allgemein angenommen. Wir finden dann in den Verfahren im 16. und auch im 17. Jahrhundert an der Gerichtspraxis beteiligte Geistliche, katholische Geistliche und protestantische Geistliche, die die Inhaftierten betreuen, in den Gefängnissen, die als Beichtväter dienen. Manche von ihnen, also Geistliche, predigen auch gegen die Hexerei, sowohl auf katholischer als auch auf protestantischer Seite. Wir haben richtige Scharfmacher und Chefideologen, würde ich geradezu sagen, unter katholischen Theologen. Da ist der Trierer Weihbischof Peter Binsfeld zu nennen oder aber auch der Weihbischof Friedrich Förner in Bamberg. Aber auf der anderen Seite haben wir auch katholische Theologen, die Gegner von Magieglauben und Hexenprozessen sind. Also, wir müssen hier schon ganz genau hinschauen, wer welche Verantwortung in den Verfolgungen trägt. Auch protestantische Territorien haben nicht nur einzelne Verfahren zugelassen, sondern wir finden auch massenhafte Verfolgungen zum Beispiel im Norwegischen, ganz weit oben in Nordnorwegen findet ‘ne regelrechte Hexenpanik statt. Auch im calvinistischen Schottland oder im calvinistischen Genf finden wir Hexenprozesse. Also, eine ganz klare Gegenüberstellung: Protestanten sind keine Hexenverfolger gewesen, und katholische geistliche Fürsten haben besonders stark verfolgt, das ist ein Mythos.
Katholische Theologen waren ebenso wie katholische Juristen zum Ende des 15. daran beteiligt, diese einzelnen Bestandteile des Hexerei-Delikts zu definieren und zusammenzuführen. Inquisitoren, wandernde Inquisitoren, hatten ja auch schon Ketzerei-Verfahren geführt und brachten diese Erfahrungen mit ein. Aber wir haben auch schon im 15. Jahrhundert Verfahren und Prozessserien, die rein vor weltlichen Gerichten geführt werden. Also, wir können schon im 15. Jahrhundert sagen, es ist nicht allein eine Sache der katholischen Kirche, Hexen zu verfolgen. Was einem dann gleich einfällt, ist der sogenannte Hexenhammer, verfasst von Heinrich Institores, der ja 1486/87 gedruckt wird und eine relativ breite Rezeption erfährt, der auch gerne angeführt wird als das Hauptwerk, das zu den Hexenverfolgungen geführt hat. Auch hier ist die Forschung mittlerweile weiter und ist der Meinung, dass zunächst einmal der Hexenhammer, der rein in Latein verfasst war, nicht die durchschlagende Wirkung entfaltet hat, wie allgemein angenommen. Wir finden dann in den Verfahren im 16. und auch im 17. Jahrhundert an der Gerichtspraxis beteiligte Geistliche, katholische Geistliche und protestantische Geistliche, die die Inhaftierten betreuen, in den Gefängnissen, die als Beichtväter dienen. Manche von ihnen, also Geistliche, predigen auch gegen die Hexerei, sowohl auf katholischer als auch auf protestantischer Seite. Wir haben richtige Scharfmacher und Chefideologen, würde ich geradezu sagen, unter katholischen Theologen. Da ist der Trierer Weihbischof Peter Binsfeld zu nennen oder aber auch der Weihbischof Friedrich Förner in Bamberg. Aber auf der anderen Seite haben wir auch katholische Theologen, die Gegner von Magieglauben und Hexenprozessen sind. Also, wir müssen hier schon ganz genau hinschauen, wer welche Verantwortung in den Verfolgungen trägt. Auch protestantische Territorien haben nicht nur einzelne Verfahren zugelassen, sondern wir finden auch massenhafte Verfolgungen zum Beispiel im Norwegischen, ganz weit oben in Nordnorwegen findet ‘ne regelrechte Hexenpanik statt. Auch im calvinistischen Schottland oder im calvinistischen Genf finden wir Hexenprozesse. Also, eine ganz klare Gegenüberstellung: Musikakzent
Frau Voltmer, Sie haben sehr viel auch regionalgeschichtlich gearbeitet, einzelne Territorien sich angeguckt, die Quellen, die es dort gibt. Sie haben gerade schon angesprochen: Vor allem in kleineren Territorien, die zersplittert waren, fragmentiert waren, wo auch Herrschaft und Gerichtsbarkeit nicht in einer Hand war, wie schon in den größeren Flächenstaaten, da sei es vermehrt zu diesen Prozessen gekommen. Richtig?
Frau Voltmer, Sie haben sehr viel auch regionalgeschichtlich gearbeitet, einzelne Territorien sich angeguckt, die Quellen, die es dort gibt. Sie haben gerade schon angesprochen: Ja, wir können feststellen, dass gerade kleine, geistliche und weltliche, Territorien zu regelrechten Hotspots der Verfolgungen werden können. Wir haben hier sehr kleinräumige Milieus. Die Familien der angeblich durch Hexerei Geschädigten sind eng verknüpft mit denjenigen Familien, die die Schöffen des Hochgerichts stellen. Der Hochgerichtsherr selber, der manchmal auch vor Ort wohnt, fühlt sich durch Hexerei selbst bedroht. Er fühlt seine kleine Dynastie oder seine Kinder durch Hexerei bedroht. Und ein so kleinräumiges Milieu schafft den Boden dafür, dass Hexerei-Verdächtigungen, Hexerei-Anklagen, sehr schnell die Runde machen, sehr schnell kommuniziert werden. Und wenn dieser Hochgerichtsherr daran interessiert ist, sei es, weil er selber fest von der Existenz von Hexen überzeugt ist, sei es, weil er sich und seine Familie durch Hexerei bedroht fühlt, sei es, weil seine Untertanen ganz massiv Hexenverfolgungen fordern, weil sie sich selbst bedroht fühlen und geschädigt fühlen – wenn alle diese Dinge zusammenkommen, dann kann es in diesen kleinen herrschaftlichen Milieus zu schweren Verfolgungen kommen. Wir stellen das fest, zum Beispiel im Territorium der Reichsabtei Abtei Sankt Maximin bei Trier, wo innerhalb von zehn Jahren zwischen 1586 und 1596 an die 400 Menschen wegen Hexerei hingerichtet worden sind. Das war ungefähr 1/5 der Einwohnerschaft. Das ist eine sehr hohe Hinrichtungsrate, mit kaum Menschen, die es geschafft haben, aus einem solchen Verfahren herauszukommen. Davon betroffen waren auch die kleineren Territorien im Eifelraum. Gleiches gilt für das eine oder andere Territorium im Hunsrück. Aber wir können auch nach Franken schauen. Überall dort, wo es ein Milieu gibt, das wenig Distanz schafft zwischen den Hochgerichten, den angeblich Geschädigten, den Anklägern, den angeklagten Personen, wo keine übergeordneten Gerichte versuchen, einzugreifen und die Verfahren einem bestimmten Instanzenzug unterzuordnen, eben dort kann es zu vermehrten Verfolgungen kommen. Das ist aber kein Muss (…), sondern es ist immer davon abhängig, ob der jeweilige Hochgerichtsherr, ob der Herr an sich, ob der Graf tatsächlich auch solche Verfahren zulässt.
Frau Voltmer, Sie haben sehr viel auch regionalgeschichtlich gearbeitet, einzelne Territorien sich angeguckt, die Quellen, die es dort gibt. Sie haben gerade schon angesprochen: Und das wiederum hing dann oft davon ab, wie seine eigene Position war, ob er vielleicht einen Vorteil hatte. Es ging ja dann auch um Macht, um Geld, um Bereicherung.
Frau Voltmer, Sie haben sehr viel auch regionalgeschichtlich gearbeitet, einzelne Territorien sich angeguckt, die Quellen, die es dort gibt. Sie haben gerade schon angesprochen: Um Bereicherung ging es in der Regel nicht. Zumindest nicht auf der herrschaftlichen Ebene. Hexenprozesse haben sehr viel Geld gekostet. Das meiste haben daran die Notare und die Schreiber verdient, die die Akten erstellt haben. Die Wirte, bei denen oftmals auch die Gefangenen verhört worden sind oder auch Prozesse geführt worden sind, die für die Verköstigung zuständig waren. Die Scharfrichter und ihre Entourage. Aber der Hochgerichtsherr selber hat den wenigsten Profit daraus gezogen. Die Prozesskosten mussten beglichen werden. Das hat viele Familien in die Armut getrieben. Aber die Gelder gingen halt eben nicht in die Kassen des Hochgerichts, sondern meistens oder oft in die Kassen der an den Verfahren beteiligten Amtleute, Hexenkommissare, Schreiber, Notare.
Frau Voltmer, Sie haben sehr viel auch regionalgeschichtlich gearbeitet, einzelne Territorien sich angeguckt, die Quellen, die es dort gibt. Sie haben gerade schon angesprochen: Ich würde gerne noch einmal zurückkommen zu der Zahl, die Sie gerade genannt haben. Fast ein Fünftel, 20 Prozent, wurden getötet. Ermordet, muss man ja sagen. Das ist ja eigentlich völlig irrational, dass man ganze Dörfer ausrottet, die ja dann kaputt sind, wo niemand mehr das Land bestellen kann.
Frau Voltmer, Sie haben sehr viel auch regionalgeschichtlich gearbeitet, einzelne Territorien sich angeguckt, die Quellen, die es dort gibt. Sie haben gerade schon angesprochen: Es ist natürlich so, wenn in einem Gebiet wie in der Reichsabtei Sankt Maximin so viele Menschen, erwachsene Menschen, Arbeitskräfte, wenn man so möchte, hingerichtet werden, dann ist das ein schwerer wirtschaftlicher Verlust. Auch daran kann man sehen, dass die Verfahren nicht betrieben worden sind, um ökonomischen Interessen zu dienen. Das wäre ja solchen Interessen völlig zuwidergelaufen.
Frau Voltmer, Sie haben sehr viel auch regionalgeschichtlich gearbeitet, einzelne Territorien sich angeguckt, die Quellen, die es dort gibt. Sie haben gerade schon angesprochen: Aber wir sehen auch, was Sie so geschildert haben, dass das ja ein richtiger Apparat war. Also, wir hatten die Scharfrichter, wir hatten Wirte, die die alle beköstigen mussten, Gerichtsschreiber, Protokollanten. Da konnte doch auch richtig Geld verdient werden mit.
Geld verdient haben die Notare und die Schreiber. Die Amtleute, die allemal ja da waren, die sind nicht extra eingesetzt worden für die Verfahren. Die haben auch laut Gerichtsordnung dann ihre, in Anführungszeichen, „normalen“ Sporteln bekommen. Natürlich könnte man sagen, dass in Zeiten der Not auch das gemeinsame Gerichtsessen auf Kosten der dann Angeklagten und Hingerichteten schon in gewisser Weise ein Profit bedeutet hat. Oder wenn wir uns anschauen, dass hier ja auf der dörflichen Ebene die Prozesse von den sogenannten Hexenausschüssen vorangetrieben worden sind, also Dorfgenossen, die sich zusammengetan hatten, um Hexen aus ihrer Mitte aufzustöbern und vor Gericht zu bringen. Und diese Hexenausschüsse sind von Dorf zu Dorf gereist, haben Zeugenaussagen gesammelt, haben anderen Hinrichtungen beigewohnt, um die Namen angeblich Verdächtiger aufzuschreiben. Die haben sich meistens in Wirtshäusern getroffen und alles, was die gegessen und getrunken haben, ist auch den Hingerichteten auf die Rechnung geschrieben worden. Von dieser Seite aus gesehen: In der Notzeit ist auch dieses umsonst sich verköstigen Lassen natürlich in gewisser Weise ein Profit. Was anderes ist es, wenn wir in andere Verfolgungsstrukturen reinschauen, wie in den fränkischen Bistümern. Hier sind zum Teil Sonderkommission eingesetzt worden, wo Hexenkommissare agiert haben, die in der Tat recht viel daran verdienen konnten. Aber noch mal: Es sind nicht die Landesherren oder die Hochgerichtsherren, die an diesen Verfahren verdienen.
Ich denke immer noch über die diese enormen Zahlen nach und was das heißt, diese Destabilisierung eines ganzen Dorfes oder einer ganzen Region. Wir haben im Kopf, das hat sich ja auch so ins kollektive Gedächtnis eingegraben durch die Bilder von den Flugschriften: so die einzelne Hexe, die mit wehenden, flatternden Haaren auf dem Scheiterhaufen steht. Aber wenn dort eine Frau hingerichtet wurde, dann hing ja die ganze Familie, die weitverzweigte, große Familie mit dran. Sie sagten gerade, die Kosten mussten von den Hinterbliebenen getragen werden. Die wurden sicherlich, denke ich mal, aus dem Dorf gejagt, konnten dort nicht mehr leben. Es muss doch auch ein unglaubliches Klima der Angst damals geherrscht haben, vor so einer möglichen Verfolgung und Verdächtigung.
Ich denke immer noch über die diese enormen Zahlen nach und was das heißt, diese Destabilisierung eines ganzen Dorfes oder einer ganzen Region. Wir haben im Kopf, das hat sich ja auch so ins kollektive Gedächtnis eingegraben durch die Bilder von den Flugschriften: Es ist erstaunlich, wenn man in das soziale Milieu eines solchen Dorfes hineinschaut, wie zum Beispiel in Schmidtheim, das erstaunlich stabil von außen erscheint. Erstens einmal sind es immer die gleichen Familien, die vom Hexerei-Verdacht betroffen werden. Wenn aus einer Familie bereits eine Frau oder ein Mann als vermeintlicher Hexer belangt und hingerichtet worden ist, geraten die übrigen Familienmitglieder leichter in Verdacht. Die werden aber nicht aus dem Dorf gejagt oder ziehen weg, sondern die bleiben da, weil hier ja auch ihre Güter, ihr Besitz, ihre landwirtschaftlichen Güter liegen, also die Grundlage ihrer Existenz. Die Dorfgemeinschaft bleibt also nach außen gesehen bestehen. Und aus diesen Familien von Hingerichteten wird auch weiter untereinander geheiratet. Auch der Hexerei Verdächtige heiraten untereinander, weil man das für die soziale und ökonomische Subsistenz einfach braucht. Die Familienstruktur bleibt erhalten. Man kann aber beobachten, dass es a) immer die gleichen Familien sind, die vom Verdacht und von Hinrichtungen betroffen werden und b) es auch immer die gleichen Familien sind, die auf der Seite der Verfolger stehen. Aus dieser Gruppe kann’s allerdings auch passieren, dass die in Hexerei Verdacht geraten, weil sie ja in ziemlicher sozialer Nähe im Verfahren zu den angeklagten anderen Personen stehen.
Ich denke immer noch über die diese enormen Zahlen nach und was das heißt, diese Destabilisierung eines ganzen Dorfes oder einer ganzen Region. Wir haben im Kopf, das hat sich ja auch so ins kollektive Gedächtnis eingegraben durch die Bilder von den Flugschriften: Dass das Weiterleben im Dorf möglich war, hatte das damit vielleicht zu tun, dass man davon ausging, durch das Feuer, da war die Seele der Hexe gereinigt, und der Schaden war jetzt aufgehoben, das war jetzt sozusagen gut, und jetzt konnte man weitermachen.
Ich denke immer noch über die diese enormen Zahlen nach und was das heißt, diese Destabilisierung eines ganzen Dorfes oder einer ganzen Region. Wir haben im Kopf, das hat sich ja auch so ins kollektive Gedächtnis eingegraben durch die Bilder von den Flugschriften: Vordergründig sieht das natürlich so aus. Man stellte sich vor, diese Hexen, die man als Unkraut oder als Ungeziefer bezeichnete, wenn man die findet, wenn man sie ausrottet, dann wird die verletzte göttliche Ordnung wiederhergestellt. Der Frieden und die Ordnung kehr(en) ins Dorf, in die Gemeinschaft zurück. Und man sieht einer glücklicheren Zukunft entgegen. Es gibt keinen Schadenszauber mehr, keine Katastrophen, keine Ernteausfälle und so weiter, alles das, was ja der Hexerei zugeschrieben wird. Tatsächlich sieht man aber auch an manchen Dörfern, dass das soziale Gefüge aus dem Gleichgewicht gerät, so dass auch eine gewisse Erschöpfung stattfindet. Und diese Erschöpfung trägt auch dazu bei, dass die Verfahren auslaufen, dass die Verfahren auch enden.
Ich denke immer noch über die diese enormen Zahlen nach und was das heißt, diese Destabilisierung eines ganzen Dorfes oder einer ganzen Region. Wir haben im Kopf, das hat sich ja auch so ins kollektive Gedächtnis eingegraben durch die Bilder von den Flugschriften: Darüber reden wir später noch, wann und wie sie enden. Zunächst noch einmal zu den Bedingungen und zum Umfeld. Wir haben jetzt über die Krisensituation, über regionale Unterschiede gesprochen. Welche Rolle spielen dabei moderne Medien? Massenmedien? Damals eben Flugblätter, die neuen Zeitschriften?
Ich denke immer noch über die diese enormen Zahlen nach und was das heißt, diese Destabilisierung eines ganzen Dorfes oder einer ganzen Region. Wir haben im Kopf, das hat sich ja auch so ins kollektive Gedächtnis eingegraben durch die Bilder von den Flugschriften: Es ist erstaunlich, dass es mehr Flugblätter über Planetenkonstellationen gegeben hat, als Flugschriften, die sich mit dem Hexerei-Delikt auseinandergesetzt haben. Natürlich führen diese neuen Medien die Hexe als ein luftfahrendes Geschöpf vor, das Schaden, das Unwetter, das Feuersbrünste bringt. Angebliche Hexen werden da auch relativ stereotyp immer wieder dargestellt.
Ich denke immer noch über die diese enormen Zahlen nach und was das heißt, diese Destabilisierung eines ganzen Dorfes oder einer ganzen Region. Wir haben im Kopf, das hat sich ja auch so ins kollektive Gedächtnis eingegraben durch die Bilder von den Flugschriften: Das befriedigt ja auch so ein bisschen so eine voyeuristische Lust.
Ich denke immer noch über die diese enormen Zahlen nach und was das heißt, diese Destabilisierung eines ganzen Dorfes oder einer ganzen Region. Wir haben im Kopf, das hat sich ja auch so ins kollektive Gedächtnis eingegraben durch die Bilder von den Flugschriften: Wenn denn Hexen nackt dargestellt werden. Wir müssen aber aufpassen. Manche von den graphischen Darstellungen sind eben nur in wenigen Exemplaren gedruckt und untereinander verschenkt worden. Die haben die große Öffentlichkeit nicht erreicht. Andere sind massenhaft gedruckt worden und konnten auch breiter rezipiert werden. Das ist richtig. Diese Flugblätter werden ja nicht nur angefertigt, um Angst zu entfachen, sondern sie werden auch angefertigt, um eine gewisse Sensationslust beim Publikum zu befriedigen. Sie sind sicher auch ein Verkaufsschlager gewesen. Es gibt Stimmen, die sagen, durch die Darstellung dieser sogenannten Teufelshuren und Hexen sei die Furcht vor teuflischen Anfechtungen, die Furcht vor den Hexen, angestachelt worden, weil sie dadurch ja erst mal eine richtige Gestalt bekommen haben. Es gibt aber auch Meinungen, die sagen, solche Hexenflugblätter haben zum großen Teil auch der Befriedigung der Angstlust gedient. Wahrscheinlich trifft alles zu. Sie haben unterschiedliche Funktionen gehabt in der frühneuzeitlichen Medienlandschaft. Ganz sicher sind damit aber auch Nachrichten über sensationelle Prozesse verbreitet worden und insgesamt das Wissen über vermeintliche Hexerei. Was man sich darunter vorzustellen hat, was Hexen alles für schlimme Dinge anrichten
Ich denke immer noch über die diese enormen Zahlen nach und was das heißt, diese Destabilisierung eines ganzen Dorfes oder einer ganzen Region. Wir haben im Kopf, das hat sich ja auch so ins kollektive Gedächtnis eingegraben durch die Bilder von den Flugschriften: Musikakzent
Ich denke immer noch über die diese enormen Zahlen nach und was das heißt, diese Destabilisierung eines ganzen Dorfes oder einer ganzen Region. Wir haben im Kopf, das hat sich ja auch so ins kollektive Gedächtnis eingegraben durch die Bilder von den Flugschriften: Wer waren die Opfer? Also die, die der Hexerei bezichtigt wurden. Mehrheitlich Frauen?
Das ist von Region zu Region in Europa unterschiedlich. Wenn wir mal im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation bleiben, dann kann man grob sagen, dass in den katholisch dominierten Gebieten rund 70 % Frauen, 70 bis 80 % Frauen, zu 20 bis 30 % Männer Opfer der Hexenverfolgung geworden sind. Während in protestantischen Territorien die Frauenquote bei ungefähr 90 % gelegen hat. Also auch da müssen wir immer genau in die jeweilige Region reinschauen, ohne Zweifel aber: Ja. Frauen waren mehrheitlich Opfer der Verfolgungen.
Das ist von Region zu Region in Europa unterschiedlich. Wenn wir mal im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation bleiben, dann kann man grob sagen, dass in den katholisch dominierten Gebieten rund 70 % Frauen, 70 bis 80 % Frauen, zu 20 bis 30 % Männer Opfer der Hexenverfolgung geworden sind. Während in protestantischen Territorien die Frauenquote bei ungefähr 90 % gelegen hat. Also auch da müssen wir immer genau in die jeweilige Region reinschauen, ohne Zweifel aber: Ich habe etwas gelesen über einen Prozess im Salzburger Land des 17. Jahrhunderts, den sogenannten Zauberer-Jackl-Prozess, wo über 200 Menschen der Hexerei angeklagt wurden. 2/3 davon waren männliche Kinder und Jugendliche. Und dann hat man festgestellt, dass das fast alles Landstreicher, Bettler waren, Kinder, die keine Eltern mehr hatten, das waren, heute würde man sagen, die Outcasts, die man mehr oder minder auch loswerden wollte.
Das ist von Region zu Region in Europa unterschiedlich. Wenn wir mal im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation bleiben, dann kann man grob sagen, dass in den katholisch dominierten Gebieten rund 70 % Frauen, 70 bis 80 % Frauen, zu 20 bis 30 % Männer Opfer der Hexenverfolgung geworden sind. Während in protestantischen Territorien die Frauenquote bei ungefähr 90 % gelegen hat. Also auch da müssen wir immer genau in die jeweilige Region reinschauen, ohne Zweifel aber: Feststellen lässt sich, dass Kinder und Jugendliche seit Anbeginn der Hexenverfolgung schon im 15. Jahrhundert immer wieder Opfer von Hexenprozessen oder Zaubereiprozessen geworden sind. Wir haben auch in der Trierer Region jugendliche Denunzianten, die als sogenannte Hexenbuben auftreten, also angeblich von Hexen auf den Hexensabbat entführt worden sind und dort als Musikanten gedient haben und danach natürlich angeblich in der Lage sind, die Hexen zu erkennen und auch zu denunzieren und sie dadurch auch einer Anklage zuzuführen. Manche dieser Jugendlichen sind dann auch später selbst unter Hexerei-Verdacht angeklagt und hingerichtet worden. Die Zauberer-Jackl-Prozesse haben ihre besondere Dynamik. Dabei spielt auch eine Rolle, dass wenn jemand angeklagt wird und er oder sie nach Komplizen gefragt wird, dass er dann natürlich die aus seinem eigenen sozialen Umfeld bekannten Personen als erstes angibt. Aus diesem Grunde ziehen die Verdächtigungen gerne in der Nachbarschaft ihre Kreise, in der Straße, in der man wohnt, oder aber reichen dann weiter zu den Amtspersonen, die einem bekannt sind.
Das ist von Region zu Region in Europa unterschiedlich. Wenn wir mal im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation bleiben, dann kann man grob sagen, dass in den katholisch dominierten Gebieten rund 70 % Frauen, 70 bis 80 % Frauen, zu 20 bis 30 % Männer Opfer der Hexenverfolgung geworden sind. Während in protestantischen Territorien die Frauenquote bei ungefähr 90 % gelegen hat. Also auch da müssen wir immer genau in die jeweilige Region reinschauen, ohne Zweifel aber: Männer, Frauen konnten Opfer werden. Kinder, Erwachsene. Wie war es denn mit einer Unterscheidung von oben und unten? Konnten ganz einfache Menschen aus dem Dorfmilieu angeklagt werden und genauso ein oberer?
Das ist von Region zu Region in Europa unterschiedlich. Wenn wir mal im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation bleiben, dann kann man grob sagen, dass in den katholisch dominierten Gebieten rund 70 % Frauen, 70 bis 80 % Frauen, zu 20 bis 30 % Männer Opfer der Hexenverfolgung geworden sind. Während in protestantischen Territorien die Frauenquote bei ungefähr 90 % gelegen hat. Also auch da müssen wir immer genau in die jeweilige Region reinschauen, ohne Zweifel aber: Die soziale Stratifizierung der Opfer reicht sehr weit. Wir haben ja schon von den Bettler- und Vagantenkindern in den Zauberer-Jackl-Verfahren gehört. Wir haben aber auch relativ hochstehende Personen. Wir haben in Trier den 1589 hingerichteten Stadtschultheiß, den reichsten Mann der Stadt, Dietrich Flade, ein studierter Jurist, der einem Hexerei-Verfahren zum Opfer fällt, so wie in Trier überhaupt auch einige Ratsherren und deren Frauen Opfer werden. Aber auch Stiftskleriker oder auch Pfarrer können auf den Scheiterhaufen gebracht werden. Ähnliches sehen wir auch in den fränkischen Fürstbistümern. Auch da reichen die Hexerei-Verfahren bis in die obersten Kreise hinein. Allerdings – kein hoher Adliger ist jemals als Hexer hingerichtet worden. Soweit mir bekannt ist.
Das ist von Region zu Region in Europa unterschiedlich. Wenn wir mal im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation bleiben, dann kann man grob sagen, dass in den katholisch dominierten Gebieten rund 70 % Frauen, 70 bis 80 % Frauen, zu 20 bis 30 % Männer Opfer der Hexenverfolgung geworden sind. Während in protestantischen Territorien die Frauenquote bei ungefähr 90 % gelegen hat. Also auch da müssen wir immer genau in die jeweilige Region reinschauen, ohne Zweifel aber: Aber schon, ein anderes berühmtes Beispiel, auch durchaus vermögende Frauen, Unternehmerinnen. Die Kölnerin … Katharina Henot, heißt sie, glaube ich …
Das ist von Region zu Region in Europa unterschiedlich. Wenn wir mal im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation bleiben, dann kann man grob sagen, dass in den katholisch dominierten Gebieten rund 70 % Frauen, 70 bis 80 % Frauen, zu 20 bis 30 % Männer Opfer der Hexenverfolgung geworden sind. Während in protestantischen Territorien die Frauenquote bei ungefähr 90 % gelegen hat. Also auch da müssen wir immer genau in die jeweilige Region reinschauen, ohne Zweifel aber: Wir müssen uns sowieso verabschieden von der Vorstellung, dass die Hexerei-Anklage nur vereinzelte arme, verwitwete, alte, hässliche Frauen getroffen habe. Wir finden auch in dem Kreis der weiblichen Opfer Frauen, die selbstständig gearbeitet haben, wie Katharina Henot. Wir finden Frauen der dörflichen Elite, Frauen der Hochgerichtsschöffen, die bezichtigt, angeklagt und verbrannt werden. Also, auch in dem Bereich ist alles möglich. Die Hexerei-Anklage kann, kurz und knapp gesagt, im Prinzip jeden treffen. Die Verdächtigungen, die können auch ganz nach oben reichen, die können sogar einen Statthalter treffen oder sogar einen Weihbischof. Nur geraten diese Personen nicht in ein Verfahren herein. Es sind ja wesentlich mehr Menschen der Hexerei verdächtigt worden, als letztendlich dann vor Gericht gebracht worden sind und angeklagt wurden. Und wir müssen uns auch klar machen, die Gebiete, in denen sehr hohe Opferzahlen erreicht worden sind – ich habe das Beispiel Sankt Maximin genannt oder die eine oder andere Eifelgrafschaft oder Eifelherrschaft – die können auch benachbart liegen zu Gebieten, wo es gar keine oder nur ganz vereinzelte Verfahren gibt. Es gibt keine flächendeckende massenhafte Verfolgung, sondern die Hexenprozesse sind immer von den lokalen regionalen Bedingungen abhängig und die können verfolgungsfördernd oder auch verfolgungsbehindernd sein.
Aber es kann, sagten Sie gerade, theoretisch jeden treffen. Und jetzt komme ich noch mal mit meiner Angst: Führt das nicht dazu, dass letztlich dann die Menschen vor der Hexenverfolgung, vor einem möglichen Prozess, viel mehr Angst haben als vor einer vermeintlichen Hexe?
Aber es kann, sagten Sie gerade, theoretisch jeden treffen. Und jetzt komme ich noch mal mit meiner Angst: Das ist aber eine sehr schwierige Frage! Die schwierig zu beantworten ist, denn keiner würde laut äußern, er hätte Angst davor, in einen Hexenprozess zu geraten. Alle diejenigen, die dies ausgesagt haben, zumindest nach Ausweis der Prozessakten, geraten selber in Verdacht. Denn nach der Vorstellung der Zeit hat nur der Angst, der ein schlechtes Gewissen hat. Und wer ein schlechtes Gewissen hat, zeigt schon seine Schuld und seine Verstrickung in das Delikt. Es wird also schwierig, aufgrund der Quellenlage, herauszufinden, wie viel Angst vor einem Hexenprozess oder einer Hexerei-Anklage bestanden hat.
Jetzt habe ich eine Zwischenfrage, Frau Voltmer: Sie arbeiten sehr, sehr lange schon an diesem Thema. Wie sind Sie dazu gekommen?
Jetzt habe ich eine Zwischenfrage, Frau Voltmer: Also, das werde ich ja immer wieder gefragt. Ich habe als Studentin angefangen, als fortgeschrittene Studentin in der Arbeitsgemeinschaft „Hexenprozesse im Trierer Land“ und in Luxemburg, die sich gebildet hatte, um das ganze Aktenmaterial, das hier in der Stadtbibliothek Trier noch liegt, aufzuarbeiten, und daran hat sich dann angeschlossen eine erste Edition, die ich mit einem Kollegen zusammen gemacht habe, 1996. Und bei diesem Thema bin ich dann auch geblieben. Allerdings mit Blick natürlich nicht nur auf Trier, sondern auf ganz Europa und auch auf Europa und seine Kolonien. Und habe selbst ediert, hab‘ Rezeptionsgeschichte gemacht, eigentlich alles, was man so macht, um Quellen aufzuarbeiten, zu analysieren und auch zu schauen, wie diese ganze Hexerei-Vorstellung dann auch rezipiert worden ist. Wie der Blick auf die Hexenverfolgung sich im Laufe der Jahrhunderte geändert hat. Wie das 19. Jahrhundert darauf geschaut hat, das 20. Jahrhundert, wie feministische Bewegungen damit umgehen, und, und und.
Jetzt habe ich eine Zwischenfrage, Frau Voltmer: Musikakzent
Zwei Mythen oder zwei Narrative, die sich um Hexenverfolgungen ranken, die stehen hier noch auf meinem Zettel, die muss ich unbedingt ansprechen noch. Das eine ist, und Sie wissen jetzt sofort, was kommt, wenn ich sage: 9 Millionen: 9 Millionen liest man immer wieder. Das ist aber falsch.
Zwei Mythen oder zwei Narrative, die sich um Hexenverfolgungen ranken, die stehen hier noch auf meinem Zettel, die muss ich unbedingt ansprechen noch. Das eine ist, und Sie wissen jetzt sofort, was kommt, wenn ich sage: Nicht nur die 9 Millionen Zahl ist falsch, auch alle anderen Zahlen, die in die Millionen gehen. Es gibt noch höhere unseriöse Zahlenbeispiele, die um 10, 11, 12, 13 Millionen hingerichtete Frauen sich ranken. Das sind Zahlen, die dann – ja, in der protestantischen Aufklärung anfangen zu kursieren. Und da aus einer sehr gewagten Hochrechnung resultieren, die dann aufgenommen werden, auch im 19. Jahrhundert, in den aufkommenden antiklerikalen und auch feministischen Bewegungen. Und dann wandern die durchs ganze 20. Jahrhundert hindurch und finden sich auch heute immer noch in der Populärkultur.
Zwei Mythen oder zwei Narrative, die sich um Hexenverfolgungen ranken, die stehen hier noch auf meinem Zettel, die muss ich unbedingt ansprechen noch. Das eine ist, und Sie wissen jetzt sofort, was kommt, wenn ich sage: Wie viele waren es denn ungefähr – realistisch? Kann man das sagen?
Zwei Mythen oder zwei Narrative, die sich um Hexenverfolgungen ranken, die stehen hier noch auf meinem Zettel, die muss ich unbedingt ansprechen noch. Das eine ist, und Sie wissen jetzt sofort, was kommt, wenn ich sage: Ja, man kann sagen, dass rund 50- bis 60.000 Hingerichtete in ganz Europa gezählt werden müssen. Millionen waren es auf keinen Fall, und Hunderttausende waren es auch nicht.
Das andere Stichwort, das ich noch stehen habe hier, haben Sie gerade genannt: Aufklärung. Man liest immer wieder: Mit der Aufklärung endete die Hexenverfolgung. Auch nicht richtig?
Das andere Stichwort, das ich noch stehen habe hier, haben Sie gerade genannt: Das ist auch ein ziemlich weit verbreiteter Mythos. Einzelne Verfahren oder Prozessserien enden ja schon früher. Wir haben in Kurtrier schon nach 1652 die ersten Anstrengungen, die angestoßen worden sind vom Kurfürsten, es zu keinen weiteren Prozessserien mehr kommen zu lassen. Nach und nach gibt es auch Erlasse, obrigkeitliche Verordnungen, die das Ganze regulieren und erschweren. Die Aufklärung, oder besser gesagt die Aufklärungen, es ist ja nicht nur eine einzige Bewegung, versucht das, was sie als so genannte Dummheit des Volkes bezeichnet, nämlich alles, was mit sogenannten abergläubischen, magiegläubigen Handlungen zu tun hat, einzugrenzen und durch Erziehung und, in Anführungszeichen, „Aufklärung“ zu beseitigen. Und da steht im Kern die Vorstellung, dass der Teufel oder das Böse eben keine materielle körperliche Existenz annehmen kann, dass der Teufel bestenfalls einen spirituellen Einfluss haben kann. Wenn das Böse aber keinen Körper annehmen kann, dann kann er auch keine Buhlschaft mit angeblichen Hexen treiben. Er kann keinen Paktschluss initiieren, und die ganze Sache mit Flug und Hexentanz und Hexensabbat, alles das wird hinfällig. Also, was Aufklärung eigentlich will, ist, dass Denk- und Verhaltensmuster, die auf den ersten Blick nicht erklärbar erscheinen, dass das alles mit irgendwelcher Magie erklärt wird, das soll abgeschafft oder umerzogen werden, wenn man so will. Das Fatale daran ist, dass dadurch, dass sich Aufklärer so intensiv mit früherem oder auch noch gleichzeitigem okkulten Schrifttum beschäftigen, wir eigentlich im 18. Jahrhundert einen geradezu okkulten Boom erleben von auch esoterisch geprägten Geheimgesellschaften und von Teufelsbesessenheit, von Exorzismen. Also wir haben eigentlich etwas, was fast parallel läuft. Aufklärer, die mit dem ganzen magischen, in Anführungszeichen, „Aberglauben“ aufräumen wollen und die durch die Beschäftigung damit und in der Konfrontation damit dazu beitragen, dass das Ganze so populär ist im 18 Jahrhundert.
Das andere Stichwort, das ich noch stehen habe hier, haben Sie gerade genannt: Die so genannte dunkle Seite der Aufklärung.
Das andere Stichwort, das ich noch stehen habe hier, haben Sie gerade genannt: Okkultes und sogenanntes Aufgeklärte existieren nebeneinander. Und auch Aufklärer sind selbst nicht völlig frei von dem, was man unter Naturmagie versteht oder einer magisch inspirierten Kosmologie oder wie immer sie das auch bezeichnen wollen.
Beim Ende der Hexenverfolgungen, der Prozesse, der Massenprozesse – Welche Rolle spielte da die Abschaffung der Folter in der Aufklärung, Mitte, Ende des 18. Jahrhunderts? Denn vorher war es ja so, dass fast jede Hexe, vermeintliche Hexe gefoltert wurde und dass Kritiker sogar in der Frühen Neuzeit schon sagten: Folter macht Hexen. Selbst der Papst würde ‘nen Teufelsbund gestehen, wenn man ihn foltert.
Die Folter ist in der Frühen Neuzeit ein legales Mittel der Geständnis-Erzwingung, und zwar nicht nur in Hexerei-Verfahren, sondern auch in vielen anderen Strafverfahren, sei es wegen Raubmord, Diebstahl, schwere Straftaten eben. Die Abschaffung der Folter ist in der Tat eine prozessverhindernde Maßnahme, weil damit diese Hexerei-Geständnisse nicht mehr produziert werden konnten und die in den Hexerei-Geständnissen ja auch abgefragten Listen von angeblichen Komplizen und Komplizinnen auch nicht mehr erzwungen werden konnten und damit die Dynamik aus der Zauberei- und Hexenverfolgung herausgenommen worden ist. Also, das ist eine ganz wichtige Sache. Und Sie sagen zu Recht, das war schon während der Hochphase der Hexenverfolgung ein prozessrelevantes Argument, das Cornelius Loos oder Friedrich Spee – oder auch auf protestantischer Seite – immer wieder nach vorne gebracht haben: Die Folter macht die Hexen, und man könnte jeden Menschen zu einem Hexerei-Geständnis bringen, wenn man ihn denn nur lange genug der peinlichen Befragung aussetzen würde.
Die Folter ist in der Frühen Neuzeit ein legales Mittel der Geständnis-Erzwingung, und zwar nicht nur in Hexerei-Verfahren, sondern auch in vielen anderen Strafverfahren, sei es wegen Raubmord, Diebstahl, schwere Straftaten eben. Die Abschaffung der Folter ist in der Tat eine prozessverhindernde Maßnahme, weil damit diese Hexerei-Geständnisse nicht mehr produziert werden konnten und die in den Hexerei-Geständnissen ja auch abgefragten Listen von angeblichen Komplizen und Komplizinnen auch nicht mehr erzwungen werden konnten und damit die Dynamik aus der Zauberei- und Hexenverfolgung herausgenommen worden ist. Also, das ist eine ganz wichtige Sache. Und Sie sagen zu Recht, das war schon während der Hochphase der Hexenverfolgung ein prozessrelevantes Argument, das Cornelius Loos oder Friedrich Spee – oder auch auf protestantischer Seite – immer wieder nach vorne gebracht haben: Wo gibt es Hexenverfolgungen noch heute?
Die Folter ist in der Frühen Neuzeit ein legales Mittel der Geständnis-Erzwingung, und zwar nicht nur in Hexerei-Verfahren, sondern auch in vielen anderen Strafverfahren, sei es wegen Raubmord, Diebstahl, schwere Straftaten eben. Die Abschaffung der Folter ist in der Tat eine prozessverhindernde Maßnahme, weil damit diese Hexerei-Geständnisse nicht mehr produziert werden konnten und die in den Hexerei-Geständnissen ja auch abgefragten Listen von angeblichen Komplizen und Komplizinnen auch nicht mehr erzwungen werden konnten und damit die Dynamik aus der Zauberei- und Hexenverfolgung herausgenommen worden ist. Also, das ist eine ganz wichtige Sache. Und Sie sagen zu Recht, das war schon während der Hochphase der Hexenverfolgung ein prozessrelevantes Argument, das Cornelius Loos oder Friedrich Spee – oder auch auf protestantischer Seite – immer wieder nach vorne gebracht haben: An Hexerei glauben ja, es gibt ja jetzt eine neuere Studie dazu, immer noch sehr viele Menschen, an Hexerei und an die Wirkmacht von Hexerei. Tatsächliche Verfolgung können wir, ja, fast global verbreitet immer noch antreffen. Wir haben Gebiete in Afrika, wo Menschen der Hexerei verdächtigt werden. Hier kommt es häufig zu Lynchmorden. Es werden ja regelrechte Schutzdörfer angelegt, wo der Hexerei verdächtigte Frauen sich hinflüchten können.
Die Folter ist in der Frühen Neuzeit ein legales Mittel der Geständnis-Erzwingung, und zwar nicht nur in Hexerei-Verfahren, sondern auch in vielen anderen Strafverfahren, sei es wegen Raubmord, Diebstahl, schwere Straftaten eben. Die Abschaffung der Folter ist in der Tat eine prozessverhindernde Maßnahme, weil damit diese Hexerei-Geständnisse nicht mehr produziert werden konnten und die in den Hexerei-Geständnissen ja auch abgefragten Listen von angeblichen Komplizen und Komplizinnen auch nicht mehr erzwungen werden konnten und damit die Dynamik aus der Zauberei- und Hexenverfolgung herausgenommen worden ist. Also, das ist eine ganz wichtige Sache. Und Sie sagen zu Recht, das war schon während der Hochphase der Hexenverfolgung ein prozessrelevantes Argument, das Cornelius Loos oder Friedrich Spee – oder auch auf protestantischer Seite – immer wieder nach vorne gebracht haben: So genannte Hexencamps.
Die Folter ist in der Frühen Neuzeit ein legales Mittel der Geständnis-Erzwingung, und zwar nicht nur in Hexerei-Verfahren, sondern auch in vielen anderen Strafverfahren, sei es wegen Raubmord, Diebstahl, schwere Straftaten eben. Die Abschaffung der Folter ist in der Tat eine prozessverhindernde Maßnahme, weil damit diese Hexerei-Geständnisse nicht mehr produziert werden konnten und die in den Hexerei-Geständnissen ja auch abgefragten Listen von angeblichen Komplizen und Komplizinnen auch nicht mehr erzwungen werden konnten und damit die Dynamik aus der Zauberei- und Hexenverfolgung herausgenommen worden ist. Also, das ist eine ganz wichtige Sache. Und Sie sagen zu Recht, das war schon während der Hochphase der Hexenverfolgung ein prozessrelevantes Argument, das Cornelius Loos oder Friedrich Spee – oder auch auf protestantischer Seite – immer wieder nach vorne gebracht haben: Ja, genau. Es gibt Vermutungen, dass auf dem afrikanischen Kontinent – nicht überall, auch hier muss man vorsichtig sein und wirklich in die regionalen und lokalen Gegebenheiten hineinschauen – aber dass insgesamt schon mehr Menschen wegen Hexerei umgebracht worden sind, als die frühneuzeitlichen Hexenverfolgungen Opfer gekostet haben. Aber von solchen Vergleichen halte ich eigentlich wenig. Der eine Schrecken kann durch den anderen Schrecken nicht gemildert werden.
Die Folter ist in der Frühen Neuzeit ein legales Mittel der Geständnis-Erzwingung, und zwar nicht nur in Hexerei-Verfahren, sondern auch in vielen anderen Strafverfahren, sei es wegen Raubmord, Diebstahl, schwere Straftaten eben. Die Abschaffung der Folter ist in der Tat eine prozessverhindernde Maßnahme, weil damit diese Hexerei-Geständnisse nicht mehr produziert werden konnten und die in den Hexerei-Geständnissen ja auch abgefragten Listen von angeblichen Komplizen und Komplizinnen auch nicht mehr erzwungen werden konnten und damit die Dynamik aus der Zauberei- und Hexenverfolgung herausgenommen worden ist. Also, das ist eine ganz wichtige Sache. Und Sie sagen zu Recht, das war schon während der Hochphase der Hexenverfolgung ein prozessrelevantes Argument, das Cornelius Loos oder Friedrich Spee – oder auch auf protestantischer Seite – immer wieder nach vorne gebracht haben: Frau Voltmer, ganz herzlichen Dank für das Gespräch heute.
Die Folter ist in der Frühen Neuzeit ein legales Mittel der Geständnis-Erzwingung, und zwar nicht nur in Hexerei-Verfahren, sondern auch in vielen anderen Strafverfahren, sei es wegen Raubmord, Diebstahl, schwere Straftaten eben. Die Abschaffung der Folter ist in der Tat eine prozessverhindernde Maßnahme, weil damit diese Hexerei-Geständnisse nicht mehr produziert werden konnten und die in den Hexerei-Geständnissen ja auch abgefragten Listen von angeblichen Komplizen und Komplizinnen auch nicht mehr erzwungen werden konnten und damit die Dynamik aus der Zauberei- und Hexenverfolgung herausgenommen worden ist. Also, das ist eine ganz wichtige Sache. Und Sie sagen zu Recht, das war schon während der Hochphase der Hexenverfolgung ein prozessrelevantes Argument, das Cornelius Loos oder Friedrich Spee – oder auch auf protestantischer Seite – immer wieder nach vorne gebracht haben: Ja, ich danke.
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